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"Drohnen-Krieg - die schlimmste Form des Terrors global"

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Ramstein (Rheinland-Pfalz), 01.07.2022, 22:55 Uhr
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Protest-Bühne vor der US Air Base Ramstein bei der Kundgebung am 25.6.22
Protest-Bühne vor der US Air Base Ramstein bei der Kundgebung am 25.6.22  Bild: Sergej Perelman

Ramstein (Rheinland-Pfalz) [ENA] Am 25.06.2022 fand im Rahmen der Kampagne 'Stopp Ramstein' eine Demonstration mit Aufzug und Kundgebung vor der US Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz statt. Der Theologe und Pazifist Dr. Eugen Drewermann betonte dabei, dass die Pazifisten dort seien "in der Absicht, Ramstein zu schließen".

"Ich spreche gerne zu Ihnen", begann Eugen Drewermann, "um Sie zu bestärken in der Meinung, im Engagement für den Frieden auf der richtigen Seite zu stehen. Auch wenn es nicht anders sein kann, als in Opposition zur political correctness unserer Medien und der staatsbetriebenen Kampagne zu stehen, nach der wir in einer 'Zeitenwende' leben, die alles wieder revidieren soll, was wir nach 1945 ein für allemal glaubten gelernt zu haben: Menschen haben kein Recht, Menschen zu töten!" Der Theologe und Pazifist unterstrich mit Nachdruck, dass der Protest gegen Ramstein und die Drohnen-Morde so sein müsse, dass drei Dinge geschen können.

Zum einen müsse man endlich in Berlin hören und begreifen, dass die Dissimulation und die Komplizenschaft mit den amerikanischen Drohnen-Morden ein Ende haben muss. Zum zweiten: Es müsse die barbarische Inhumanität und die krasse Illegalität dieses Vorgehens im Drohnen-Krieg allen in der Bevölkerung bewusst gemacht werden. "Und drittens: Wir müssen uns selber, unsere eigene Zukunft davor bewahren, dass die entsetzliche Entwicklung der letzten 20, 30 Jahre, die zum Drohnen-Krieg geführt hat, sich fortsetzt in den automatisierten Krieg, als ginge es um ein Schachspiel, wer am besten, am schnellsten, am effizientesten morden kann", fährt Drewermann fort.

Aufzugteilnehmer mit einem Sarg als Symbol für die Opfer der Drohnenmorde

Dafür brauche man keine Menschen mehr, nur noch Algorithmen, meinte er weiter. "Auch diese wachsende Bewusstlosigkeit am Verbrechen müssen wir durchbrechen, indem wir protestieren u.a. und zentral gegen Ramstein", betonte der Psychotherapeut und Publizist. Ramstein sei der größte Militärstützpunkt der Amerikaner außerhalb ihres eigenen Territoriums. Und alles, was das bedeute, wird umgeben mit Geheimnissen, damit die Bevölkerung davon keine Kenntnis haben solle. "Und die deutsche Regierung tut so, als ob sie von alledem nichts wüsste. Und dabei lügt sie. Sie alle tun so, wie von der Illegalität des Mordens keine Kenntnis wäre; vom Widerspruch gegen das deutsche Gesetzt keine Rede wäre", greift Drewermann die Machthaber scharf an.

Laut Drewermann soll Obama 2013 erklärt haben, dass überhaupt kein Unrecht geschehe auf deutschem Boden. Es gingen vom deutschen Boden ja keine Raketen aus. "Ein typisches amerikanisches double speech. Keine Rakete wird abgeschossen. Von den Lockheed-Werken gelieferten 'Hell Fire Rockets' - Höllenfeuerraketen - zum Vernichten von beliebig vielen Menschen, ohne dass sie geführt werden über Ramstein. Das muss so sein, weil die Erdkugel krumm ist und weil man nur auf diese Weise die entscheidenden Zeitsprünge sichern kann, um beim Ausklinken der Hell Fire Rockets zielgenau zu morden. Ramstein ist unentbehrlich in diesem Punkte!"

"Und wir Deutschen, indem wir ignorieren, dass wir mitverantwortlich sind bei den Verbrechen, tun so, wie wenn wir davon keine Ahnung haben. Wir dürfen davon keine Ahnung haben, denn dann müssten wir sagen: Wir sind nicht länger die Kolonie der Amerikaner zur beliebigen Verfügung im Beihilfesein zum Verbrechen!" Die Entschuldigung, die Drohnen seien nützlich und notwendig im Anti-Terrorkrieg, würden wir uns nicht länger anhören. Noam Chomsky habe vollkommen recht, der Drohnen-Krieg sei die schlimmste Form des Terrors global geworden. "Und wir sind als Deutsche im Namen unserer Bundesregierung, die wechseln mag, wie sie will, immer dienstbereit, nicht allein in Ramstein zuständig, sondern gleich mit in Stuttgart und in Frankfurt."

Protestteilnehmer mit Banner beim Ostermarsch 2022 in Stuttgart

"Ein Mann, der es wissen muss, Michael Hayden, Ex-Chef bei CIA, Ex-Chef bei NSA, kann sagen: 'Wir können die Drohnen nur starten im Abgreifen der Metadaten.' Die Metadaten haben ihre Autobahn in Frankfurt bekanntlich. AFRICOM sitzt in Stuttgart-Möhringen und überwacht gesamt Afrika für Kriegseinsätze. Man kümmert sich nicht um den Hunger, der gerade ausbricht, aber wo man Bodenschätze finden kann, wo man Länder gefügig machen kann, wo man erpressen kann. Das alles wird ausspioniert von Stuttgart-Möhringen aus! AFRICOM - Africa Command - wie kann man Macht durchsetzen auf dem Schwarzen Kontinent. In alldem sind wir Deutschen behilflich! Wir liefern die Daten, wir liefern die Mechanik.

"Es ist so, wie wenn wir einem Verbrecher, der mordbereit ist, noch die Garage liefern, dass er sein Auto schön parken kann und ihm noch das Benzin daneben stellen, damit er effizient wird. Mit dieser Doppelmoral muss endlich Schluss sein! Beihilfe zum Mord ist unter Umständen schlimmer noch als das Morden selber! Denn man wäscht sich die Hände in Unschuld. Man macht die Augen zu, verfettet sein Herz, ist dabei, aber will es nicht gewesen sein! Diese Lüge in Perfektion üben wir in Amerika in Bezug auf Ramstein, seitdem es existiert. Und deshalb sind wir hier, es zu beenden! Gegen Ramstein zu protestieren ist ein Appell, die Menschheit zu bewahren vor den Schrecknissen einer Zukunft der Unmenschlichkeit!"

Die vollständige Rede (Dauer: ca. 28 min) u.a. mit Ausführungen zur Psychologie der Drohnen-Morde unter: https://www.youtube.com/watch?v=popkMNm7_l8

Straße zur US Air Base Ramstein neben der Kundgebungsfläche
Plakat eines Teilnehmers
Fahrrad-Dekoration eines Teilnehmers
Transparent im Friedenscamp
Protestzug durch Ramstein
Autoaufkleber von Protestteilnehmern
Teilnehmer mit Schild
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